Samstag , 25. 3. 2017

 

Ausbildung zum Fahrzeugrestaurator / zur Fahrzeugrestauratorin

Im Zuge des nun bereits zweiten Kursdurchlaufes der Schweizer Weiterbildung zum Fahrzeugrestaurator/ zur Fahrzeugrestauratorin durfte ich gestern wieder eine Gruppe von 22 interessierten Schüler aus den Fachbereichen "Carosserie" und "Mechanik/Elektrik" unterrichten. Auf dem Lehrplan stand das auf den ersten Blick  sperrig klingende Thema "Restaurierungsethik und Charta von Turin", das wir gemeinsam aber nicht nur teoretisch bearbeiten, sondern auch eng mit  individuellen Erfahrungen, Projekten und Fragestellungen in den Werkstätten der Teilnehmer verbinden konnten.  

Das Grundlagenmodul an der Berufsfachschule Baden/Schweiz wird heute weitergeführt im Kurs "Dokumentation" meines Kollegen Franz Hatebur, und mit  weiteren Veranstaltung zu Themen wie "Arbeitssicherheit in der Restaurierungswerkstatt", "Zulassungsrecht bei Oldtimern" oder "Versicherungsfragen" ergänzt. Gleichzeitig werden die Teilnehmer in den nächsten Monaten die zugehörigen praktischen Module durchlaufen, so dass 2018 die ersten Absolventen den begehrten Berufstitel «Fahrzeugrestauratorin/ Fahrzeugrestaurator» mit eidgenössischem Fähigkeitsausweis erhalten.

Mehr dazu finden Sie auch auf der Seite des Berufsverbandes der Schweizer Fahrzeugrestauratoren IgFS, in einem Beitrag des SRF oder in der Zeitschrift "KFZ Betrieb".


Zurück vom Symposium am  Revs Institute for Automotive Research  in Naples/Florida takte ich mich nun wieder in den Alltag ein.... .

In der grossartigen Sammlung unseres Gastgebers Miles Collier hatte ich die Gelegenheit, an aussergewöhnlichen Fahrzeugen verschiedene Restaurierungstechniken zu demonstrieren und mit über 60 Sammlern, Enthusiasten und Kollegen wie Paul Russell, Eddie Berrisford, Peter Stevens und Donald Osborne über die vielen Facetten der Erhaltung und Nutzung historischer Fahrzeuge zu diskutieren. Der anregende Gedankenaustausch und viele tiefgehenden Impulse aus  dieser Veranstaltung waren eine echte Bereicherung!

Weitere Details dazu finden Sie zum Beispiel im  Artikel von Doug Nye und einem aktuellen Beitrag von John Lamm.

Herzlichen Dank auch an Sara Heppner-Waldston für ihre ganz besonderen "Graphic Recordings" der einzelnen Beiträge!

graphic  recording ©2017 by Sara Heppner-Waldston


Dienstag, den 21. 2. 2017

 

Die authentische Rekonstruktion von historischen Metalleffekt-Lacken für Fahrzeuge

In den letzten Monaten ist es gelungen, historische Nitrozellulose-Metalliclacke noch originalgetreuer nachzbilden. Zusammen mit der  traditionsreichen Firma Eckard Effect Pigments, die sich seit 1897 mit der Herstellung von Metalleffekt-Pigmenten beschäftigt,  konnten Aluminium-Flakes mit spezieller Partikelgrösse und Oberflächenbeschaffenheit gefunden werden, die den Pigmenten in  Fahrzeuglack-Formulierungen der 1930er Jahre entsprechen. 

Der Unterschied zwischen einer Nitrolackierung mit modernen Metallic-Flakes und einer Beschichtung mit der nun rekonstruierten historischen Lackformulierung ist auf den oben gezeigten Fotos gut zu erkennen:

  • Muster 1 zeigt eine Nitrolack-Fläche, pigmentiert mit heute in Automobillacken gebräuchlichen, relativ groben Aluminiumflakes. Der eher unruhige, "glitzernde" Effekt ist deutliche sichtbar.
  • Muster 2 wurden mit historisch "korrekten", deutlich feineren und unregelmässig geformten Flakes ausgeführt, was den sehr viel weicheren und gleichmässigeren Eindruck einer  Metalleffektlackierung in der Vorkriegszeit ergibt.

Solche Effektbeschichtungen wurden damals als Einschicht-Lackierung ohne Klarlacküberzug aufgetragen und  bis weit in die 1960er Jahre verwendet. Analysen von Originallackproben haben gezeigt, dass  auch Ikonen wie die  "Silberpfeil"-Rennwagen der 1930er Jahre mit solchen fein pigmentierten Metallic-Lackierungen überzogen waren.

 

Mit den rekonstruierten  Zellulosenitrat-Materialien kann jetzt die spezielle Wirkung historischer Effekt-Lackierungen  in verschiedensten Farbtönen weit besser nachgestellt werden als mit den bisher erhältlichen Materialien.  Retuschen und  Beilackierung in erhalten gebliebenen Oberflächen können so noch unauffälliger und genauer ausgeführt werden, dasselbe gilt für eine  vollflächige, besonders origialgetreue Rekonstruktion von kompletten Karosserielackierungen.

 

Die ersten Projekte, bei denen diese Materialien zum Einsatz kommen, werden in den nächsten Monaten abgeschlossen sein.


Donnerstag, den 20. 10. 2016:

 

„Putting Preservation on the Road: Protecting Our Overlooked Automotive Heritage in the Twenty-first Century“

 

1. internationale Konferenz ausgerichtet von der  Historic Vehicle Association (HVA) und dem  Historic Preservation & Community Planning Program am College of Charleston, USA.

Drei Tage lang wurde im amerikanischen Allentown ein neues Kapitel der interdisziplinären Zusammenarbeit aufgeschlagen:

Auf dem Gelände der Sammlung von Nicola Bulgari im Historic Vehicle Association Research Laboratory fand ein aussergewöhnlicher Dialog zwischen Designern, Ingenieuren, Soziologen, Historikern, Konservatoren, Restauratoren, Sammlern, Lehrenden und verschiedensten weiteren Fachleuten aus dem Bereich der historischen Fahrzeuge statt. Bei zahlreichen inhaltsvollen Vorträgen und Gesprächsrunden in aussergewöhnlich offener, konstruktiver Atmosphäre konnten hier Erfahrungen, Methoden, Denkansätze und praktische Methoden ausgetauscht und spannende neue Netzwerke aufgebaut werden.

Einen besonderen Höhepunkt bildete dabei die gemeinsamen Überlegungen zur Erhaltung und weiteren Behandlung des Cadillac "US1257X" mit seiner aussergewöhnlichen Nutzungsgeschichte währen des 1. Weltkrieges (- weitere Informationen zu diesem Fahrzeug finden Sie auch hier).  

Darüber hinaus ist die Buch-Veröffentlichung von Konferenzbeiträgen unter dem Titel "History That Moves Us"  in Vorbereitung, die eine Weiterführung der wegweisenden  Publikation "The Stewardship of historically important Automobiles" der Simeone Foundation sein wird.


Dienstag, den 28. 6. 2016:

Die Arbeiten am Delahaye 135 M Coupé, karossiert 1950 von Vanvooren (heute in der Sammlung des Museum Volante in Kirchzarten) sind nun abgeschlossen und der Wagen ist bereit für seine Reise in die USA.

 

Das Fahrzeug hat in den 1980er Jahren durch das Einfügen eines Glasdaches, eine moderne dunkelblaue Lackierung und andere Eingriffe sichtbare Veränderungen erfahren.

Es wurde nun von René Grosse in Wusterwitz (Karosseriearbeiten, Wartung der Mechanik/Elektrik und  Rekonstruktion der äusseren Nitrolackierung),  Sellerie André in Geispolsheim (Ergänzung der Teppiche und der inneren Verkleidungen) und Omnia Restaurierung  in Vörstetten (Bestandsaufnahme, Befundsicherung zur historischen Lackierung und Konservierung/Restaurierung der urspünglichen Sitzpolster) unter Bewahrung der historischen Substanz bearbeitet.

 

Im August ist der Wagen beim Pebble Beach Concours d' Elegance zum erste Mal wieder zu sehen und in Fahrt zu erleben.